Coming out und Outing im Beruf


Das Coming out, d.h. das Akzeptieren der eigenen Homosexualität kann eine schwierige persönliche Phase sein. Die Feststellung, anders als das Umfeld zu sein stellt eine Belastung dar, der besonders Jugendliche oftmals nicht gewachsen sind. Insbesondere der Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz kann zusätzlich Probleme bereiten, wenn eine ablehnende Haltung wegen der Lebensweise an den Tag gelegt wird.

Dass Jugendliche davon am Arbeitsplatz betroffen sind zeigt neben den Berichten die wissenschaftliche Studie der Sozialforschungsstelle Dortmund „Der Mobbing- Report" 2001. Ein „offenes" Elternhaus, ein Arbeitgeber der andere Lebensweisen akzeptiert bzw. fördert (Diversity Management) und Hilfeangebote für lesbische/schwule Jugendliche sind eine große Hilfe, das Coming out durchzustehen.

Auch ein Coming out im Polizeiberuf kann eine derartige Belastung darstellen, dass der/die Betroffene durch Fehlverhalten auffällt. Wiederholtes Fehlverhalten oder ein schwerwiegendes Fehlverhalten zieht in der Regel ein Disziplinarverfahren nach sich, was eine zusätzliche Belastung zur Folge hat.Dabei muss berücksichtigt werden, dass kein Outing stattgefunden hat, niemand die tatsächlichen Hintergründe kennt und somit das Disziplinarverfahren durchgesetzt wird.

Polizeiärzte oder soziale Ansprechpartner (SAP) in den Behörden haben zudem meist keine Kenntnisse auf diesem Gebiet.Es ergibt sich zudem eine besondere Verantwortung für die Lehrkräfte.

Nach dem Coming out stellt sich die Frage nach dem Outing, d. h. der Bekanntgabe der Lebensweise.

 

Outing

Es steht zur Disposition, ob man sich im Freundeskreis, im Familienkreis und/oder im Kollegenkreis outen will. Wir haben alle möglichen Konstellationen kennen gelernt. Von gänzlich geoutet bis teil geoutet. Problematisch wird es wenn man versucht, seine Lebensweise langfristig zu verbergen.

In beruflichen Tätigkeiten die eine enge Zusammenarbeit erfordern, werden durchaus private Dinge angesprochen.Im Streifendienst werden bis zu 9 Stunden zusammen verbracht, wobei private Themen kaum auszuschließen sind. Um seine Lebensweise zu verheimlichen muss das tatsächliche Leben „geschönt" werden. So wird in Gesprächen nicht selten die Partnerin einer lesbischen Kollegin ein Mann oder der Partner eines schwulen Kollegen eine Frau. Die tatsächlich besuchten Kneipen oder Diskotheken werden verschwiegen oder andere Orte gewählt, damit ja nichts auffällt. Es wird über Jahre ein Lügengerüst aufgebaut das irgendwann einmal droht, einzubrechen.Hat man sich noch anderen KollegInnen gegenüber zum Teil geöffnet, weiß man vielleicht gar nicht mehr, was man wem erzählt hat. Dieses Lügengerüst kostet sehr viel Energie und erzeugt Druck.

Es stellen sich Fragen wie

  • kann ich mich hier outen? Wie werden sich meine KollegInnen verhalten?
  • habe ich dienstliche Nachteile zu erfahren?
  • wie oute ich mich überhaupt am Besten?
  • will ich mich outen?

Diesen Fragen sollte man sich stellen, statt unter der Belastung eines Tages zusammen zu brechen.

In fast allen uns bekannten Fällen von Outing haben die Kolleginnen und Kollegen erfahren, dass dieser Schritt für sie richtig war. Selbst wenn andere noch hinter dem Rücken tratschten wurde es als Wohltat empfunden, nicht mehr ins Detail seine Lebensweise „heterogerecht" präsentieren zu müssen.

 

Wie oute ich mich?

Die Frage wollen wir nicht unbeantwortet lassen. Nicht nur das „wie" ist wichtig, sondern auch das „wann".

Lesbische Kolleginnen und schwule Kollegen outen sich selten während der Ausbildung da sich nicht wissen, ob eine Prüfungskommission sie evtl. hintergründig wegen ihrer Homosexualität die Prüfung nicht bestehen lassen wird.

Es kann von Vorteil sein nach der Ausbildung in der neuen, längerfristigen Dienststelle zu warten bis ein fester Platz eingenommen wurde und die eigene Leistung und Persönlichkeit akzeptiert wird. Dann ist ein Outing nach und nach gegenüber einzelnen KollegInnen meist einfacher. Jedoch sollte nicht Jahre gewartet werden, denn dann kann auch durchaus der Vorwurf kommen „hast Du uns denn nicht vertraut?"...

 

Hilfsangebote

Ansprechbar sind sicher einige Polizeiärzte, soziale Ansprechpartner oder Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen.Ob sie ein offenes Ohr haben, stellt die/der Betroffene schnell in einem persönlichen Gespräch fest.

Auf jeden Fall stehen wir Euch ebenfalls als Gesprächspartner zur Verfügung und sprechen mit Euch über diese Dinge. Ihr könnt Euch per E-Mail, Telefon oder bei unseren Treffen an uns wenden.

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