Flotter Dreier fürs Grundgesetz - Queerdenken in der Polizei

Unter dem Motto „Queerdenken in der Polizei" stand in diesem Jahr das 16. Bundesseminar des Verbandes lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol).

Aus dem gesamten Bundesgebiet und sogar den Nachbarländern Österreich und der Schweiz reisten insgesamt siebzig Kollegen an, davon zehn aus Hamburg, um sich vom 05.08.-09.08.2009 in der Freien und Hansestadt Hamburg mit dem Fortschritt gesellschaftlicher Toleranz gegenüber Homosexualität, insbesondere im Kollegium, auseinander zu setzen.
Das Ergebnis moderierter Gespräche und persönlicher Berichte aus dem Dienstalltag ließ erkennen, dass schwule und lesbische Kolleginnen und Kollegen nach wie vor mit Intoleranz zu kämpfen haben.

Diese Vorbehalte gilt es in den kommenden Jahren weiter ab- und auf die bereits erreichten Ziele aufzubauen.
Neben dem Austausch persönlicher Erfahrungen hielt die Teilnehmer ein straffes Programm in Atem.

Als besonders beeindruckend empfanden alle Seminarteilnehmer die Darstellungen des Referenten Ulf Bollmann, der mit bestechender Kompetenz und fundiertem Hintergrundwissen die Verfolgung Homosexueller während der NS-Zeit und das Leben danach skizzierte, das in Deutschland noch bis in die 70er Jahre von Angst vor strafrechtlicher Konsequenz geprägt war.

Im Anschluss an den Beitrag erörterten Herr Bollmann und Herr Dr. Gottfried Lorenz im Rahmen eines Stadtrundganges einzelne hinter den 69 in der Hamburger Neustadt verlegten Stolpersteinen stehende Geschichten. Insgesamt sind in Hamburg 256 Steine im Gedenken an die homosexuellen Opfer des NS-Regimes verlegt. Eine Lesung aus dem Buch „Der Bibuka", das von den sozialen Problemen eines türkischen Kollegen im deutschen Polizeialltag erzählt, bezeugte, dass auch andere Minderheiten noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen haben.

In der Folge standen Vertreter von CDU, SPD, GAL und FDP den Seminarteilnehmern Rede und Antwort. Alle Parteien sicherten zu, einem Antrag auf Ergänzung des Artikels 3 des Grundgesetzes um den Zusatz „Sexuelle Identität" zuzustimmen.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Teilnahme der Verbandsmitglieder am diesjährigen Christopher Street Day (CSD). Mit ihrem eigenen Slogan unterstützten die Kollegen auch die Hauptforderung der Veranstaltung „Flotter Dreier fürs Grundgesetz", die die Aufnahme der sexuellen Identität in den Artikel 3 des Grundgesetztes und damit die Gleichstellung Homosexueller fordert. Rund 50.000 Zuschauer bekundeten ihre Solidarität mit den 5.000 Teilnehmern der Demonstration.

Trotz laufenden Zuwachses, dessen sich der Verband erfreut, steht fest, dass sich noch immer der Großteil gleichgeschlechtlich orientierter Kollegen nicht traut, sich seinen Kollegen zu offenbaren. Ein Missstand, den es in den kommenden Jahren zu beheben gilt.  Ausdrücklich zur Unterstützung aufgefordert sind alle Mitarbeiter, aber auch Vorgesetzte und Behörden. Betroffenen Kollegen stehen bereits heute in einigen Behörden Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen zur Verfügung, vermitteln zwischen Kollegen und greifen denjenigen unter die Arme, die antihomosexuelle Gewalt erfahren.

In einem Abschlussgespräch bedauerten die Hamburger Kollegen das Fehlen hiesiger Gewerkschafts- und Behördenvertretern.