1897 gründete der Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld das Wissenschaftlich-humanitäre-Komittee (WhK). Hirschfeld, ein unermüdlicher Kämpfer für die Interessen der Schwulen, sah sein Hauptanliegen in dem Kampf gegen die Erpressungen gegenüber homosexuellen Männern und die Abschaffung des § 175.

Eine gute Zusammenarbeit fand mit dem damaligen Leiter des Homosexuellendezernats der Berliner Polizei Leopold von Meerscheidt-Hüllessem, statt. Die Zusammenarbeit umfasste im wesentlichen Aufklärung und gegenseitige Information über Homosexualität, aber auch Fahndung und Kooperation in konkreten Erpressungs-, Gewalt- und Mordfällen.

Um weitere mögliche Opfer befragen zu können, fertigte Meerscheidt-Hüllessem Namenslisten, teils von Persönlichkeiten aus Politik, Adel und Wirtschaft an. Diese Listen sandte er kurz vor seinem Freitod an den Kaiser, um diesen und die ihn umgebende Gesellschaft für diese Thematik zu sensibilisieren. Der Kaiser wollte keine negativen Auswirkungen in seinem Umfeld und schickte das Päckchen ungeöffnet an die Polizei zurück, wo die Liste weitergeführt wurde. Auch die folgenden Abteilungsleiter arbeiteten im Laufe von mehr als 20 Jahren mit dem WhK zusammen.

1933 zerstörten die Nationalsozialisten das WhK; Hirschfeld emigrierte ins Ausland. Die „Rosa Liste" fiel den Nazis in die Hände und wurde von Polizei und Gestapo systematisch weitergeführt und ausgebaut. Sie diente fortan dazu, Homosexuelle ausfindig zu machen, Treffpunkte zu schließen und homosexuelle SA-Führungskräfte, wie den homosexuellen Ernst Röhm, oder missliebige Gegner von Staats wegen umzubringen (Nacht der „langen Messer" am 30. Juni 1934). Seither wurden Auflistungen, Karteien oder andere Datensammlungen, in denen gezielt Homosexuelle erfasst wurden, als „Rosa Listen" bezeichnet.

Mit der Übernahme der Nazi-Version des § 175 ins Strafgesetzbuch wurden in den Polizeibehörden auch die entsprechenden Karteien bzw. Dateien weitergeführt.

Diese mussten zwar nach Änderung des Datenschutzgesetzes 1984 vernichtet werden, doch noch 1985 gab es einen hoffentlich letzten „Rosa Listen"- Skandal.